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Ausgangslage

Strategien zur Klimawandelanpassung im urbanen Raum erfordern die vermehrte Verwendung von Vegetation zur Verminderung von Hitzebelastungen und für den Re­genwasserrückhalt nach Starkregenereignissen. In den bayerischen Ballungsräumen steht das Grün aber aufgrund des Bevölkerungswachstums durch bauliche Nachverdichtung bzw. hochverdichtete Bauweisen unter zunehmendem Druck. Darüber hinaus ist es aufgrund der unterirdischen technischen Infrastruktur wie Leitungen, U-Bahnen, Tiefgaragen etc. in vielen städtischen Situationen oft kaum mehr möglich, Bäume zu pflanzen bzw. adäquate Wurzelräume zur Verfügung zu stellen, damit sich diese langfristig gut entwickeln können. Eine mögliche Lösung ist hier die Verwendung von Bäumen in Pflanzgefäßen. Diese findet aktuell im öffentlichen Raum mehr und mehr Verwendung und wird auch in der Architektur als eine Option der intensiven Bauwerksbegrünung diskutiert. Bäume in Pflanzgefäßen verfügen jedoch über einen extrem eingeschränkten Wurzelraum, wodurch auch die Entwicklung der Baumkrone begrenzt ist. Zudem sind die Bäume und insbesondere die Wurzeln extremen, oft kritischen Wachstumsbedingungen wie großen Temperaturschwankungen, starkem Frost oder Wassermangel ausgesetzt, was sich auf das Wachstum und die Ökosystemleistung auswirkt. Die stadtklimatische Wirkung durch Verschattung und Verdunstung ist daher anders zu bewerten als bei im Boden wachsenden Bäumen.

Vorgehen und Methodik

Mithilfe von eigenen Versuchsreihen, theoretischen Vorüberlegungen, Literaturrecherchen und Experteninterviews werden vegetationstechnische Erkenntnisse gewonnen, die konkrete Aussagen für die Planung und die Praxis zulassen. Mit den Erkenntnissen können Mindestanforderungen definiert werden, die ein Pflanzgefäß erfüllen muss, um ein langfristiges Überleben und eine gute Entwicklung des Baumes sicherzustellen.

Die Ergebnisse der Versuchsreihen dienen als Grundlage, um Wissen über die Unterschiede zwischen Bäumen in Pflanzgefäßen und Bäumen im Freiland zu eruieren. Damit können Wachstumsmodelle für Bäume in Pflanzgefäßen entwickelt und Anpassungsstrategien differenzierter betrachtet werden. Die entwickelten Wachstumsmodelle können zudem der Bewertung der Ökosystemleistungen von Bäumen in Pflanzgefäßen dienen.

Durch weitere Recherchen und Experteninterviews werden die Ergebnisse ergänzt, um auch den Einfluss des standörtlichen Klimas auf die Verwendbarkeit von Bäumen in Pflanzgefäßen bewerten zu können. Daraus wird anschließend ein Methodenkatalog entwickelt, der es Planern, Anwendern und etablierten Instituten erlaubt, die Erkenntnisse weiterzuentwickeln, um sie dann in einem „Bayerischen Verwendungsatlas für Bäume in Pflanzgefäßen“ zusammenzutragen.

Abgerundet wird das Forschungsprojekt mit der Entwicklung von architektonischen Strategien zur ästhetischen und standortgerechten Verwendung von Bäumen in Pflanzgefäßen. Die Strategien werden in Beispiel- und Modellentwürfen überprüft und fließen anschließend in einen Planungsleitfaden ein. Mit dessen Hilfe können Planer, Städte und Gemeinden Planungs-, Umsetzungs- und Pflegeprozesse erarbeiten und umsetzen.