Begleitforschung zum Modellvorhaben des Experimentellen Wohnungsbaus „Klimaanpassung im Wohnungsbau"
Ausgangspunkt und Fragestellung
Klimaschutz spielt in der heutigen Baupraxis eine wichtige Rolle. Richtlinien, wie das Gebäudeenergiegesetz (GEG), tragen seit Jahren zur Senkung des Energieverbrauchs, und damit der CO2-Emissionen von Gebäuden bei. Maßnahmen zur Anpassung von Gebäuden an die Auswirkungen des Klimawandels (Klimaanpassung) hingegen fließen kaum in Gestaltungs- und Planungsprozesse ein.
Dieses Projekt befasst sich mit der Erforschung der Wechselwirkungen und der Identifizierung von Synergieeffekten zwischen planerischen Maßnahmen zur Verbesserung des Mikro- und Makroklimas in Städten unter Einbeziehung von Gebäuden, von grüner Infrastruktur (Freiflächen- und Gebäudegestaltung) und von Strategien zur Speicherung und Nutzung von Regen- und Grauwasser.
Bestehende Forschung zu diesem Thema bezieht sich entweder auf die Gebäude- oder auf die gesamtstädtische Ebene. Auf der hier fokussierten Quartiersebene herrscht noch Forschungsbedarf, vor allem zur ganzheitlichen Bilanzierung von der Herstellung bis zum Rückbau einer Wohnungsanlage.
Durch die Entwicklung von umsetzbaren Planungskonzepten in Zusammenarbeit mit Praxispartnern und kommunalen Wohnungsbauunternehmen wird ermittelt, wie Maßnahmen zum nachhaltigen Bauen und zur Klimaanpassung im Bereich des bezahlbaren bzw. geförderten Wohnungsbaus von Planungsbeginn an umgesetzt werden können.
Forschungshypothese:
Investitionen in klimagerechte Maßnahmen amortisieren sich im sozial geförderten Wohnungsbau.
Ziele
Das Vorhaben dient der wissenschaftlich-fachlichen Begleitung zur Umsetzung von Modellvorhaben hinsichtlich der urbanen Klimaanpassung (Adaption) und dem Klimaschutz (Mitigation) im Wohnungsbau. Folglich soll dargestellt werden, ob und wenn ja welche Investitionen sich in Maßnahmen des klimagerechten Bauens amortisieren.
Hier ist die Berücksichtigung der (langfristigen) Wirtschaftlichkeit wesentlich. Ergebnis des Forschungsprojektes sollen Handlungsempfehlungen sein.
Methodik
Zu Beginn befinden sich die Modellvorhaben in der Auslobungsphase für Architektur- und städtebauliche Wettbewerbe. Die Begleitforschenden identifizieren wesentliche Kriterien und Indikatoren des klimagerechten Bauens, die als Textbausteine den Auslobenden zur Verfügung gestellt und in einem Kriterienkatalog zusammengefasst werden. Folglich werden von Planungsbeginn an wesentliche Parameter des klimagerechten Bauens im geförderten Wohnungsbau definiert und in der Auslobungs- und Vorprüfungsphase berücksichtigt.
Auf der Basis der Siegerentwürfe werden bis zu fünf Projekte (Modellprojekte) ausgewählt, die über die Projektlaufzeit hinweg untersucht werden. Dabei findet eine enge Abstimmung mit den Praxispartnern statt, um potentielle Zeitfenster in der Planung identifizieren und nutzen zu können. Aufgrund unterschiedlich schnell voranschreitender Planungsphasen können Erfahrung aus schneller voranschreitenden Projekten auf andere Projekte übertragen und sofort weiterentwickelt werden. Dabei soll eine Übertragbarkeit von Lösungsansätzen auf unterschiedliche Rahmenbedingungen und Kontexte in den Modellprojekten untersucht werden. Die Ergebnisse werden mit den Praxispartnern auf Umsetzbarkeit und Wirtschaftlichkeit überprüft und in den Planungsprozess integriert.
Insbesondere die Vereinbarkeit von kostengünstigem Wohnungsbau in Gebieten, die eine hohe Verdichtung vorweisen oder verlangen in Verbindung mit notwendigen Klimaresilienz und -schutzmaßnahmen (Adaptation & Mitigation) soll erforscht werden.
Die obenstehende Abbildung stellt das allgemeine Vorgehen im Projekt dar. Die kommunalen Wohnungsbauprojekte werden von den Praxispartnern geplant und umgesetzt. Durch eine wissenschaftliche Begleitung der Planung und die Abstimmung von Maßnahmen werden Handlungsempfehlungen entwickelt, die in die Planung miteinfließen sollen.